Da hat man ende August endlich seinen verdienten Sommerurlaub und in München und dem Allgäu lässt sich der Sommer nicht blicken. Deshalb haben wir unsere eigentlichen Urlaubspläne über den Haufen geworfen, in den Lechtaler Alpen eine  4 Tages Hüttentour zu machen. Und sind stattdessen nach Süden geflüchtet, um genau zu sein ins Friaul in Nord Italien.

Zunächst besuchten wir die Stadt Triest, die am westlichen Rand von Italien liegt, genau an der Grenze nach Slowenien. Nur sieben Stunden Autofahren braucht man, um dort gleich 10°C wärmeres Wetter und leckeres Essen zu genießen. Das haben wir auch gleich am ersten Abend im Antico buffet Benedetto am Piazza Guglielmo Oberban, ein perfekter Einstig in den Urlaub.

Das Zentrum von Triest bildet die Piazza dell’Unità d’Italia die sich zwischen Meer und Rathaus erstreckt. Nachts ist sie wunderbar beleuchtet und man kann die Zahlreichen Palazzi und ihre Statuen bewundern wie den Palazzo del Lloyd Triestino mit seinen Allegorien des Süß- und Meerwassers. Auf dem Weg dorthin kann man sich auf dem Piazza Sant’Antonio Nuovo noch ein Eis gönnen, zum Beispiel geröstete Pistazie oder dunkle Schokolade.

Triest lässt sich natürlich auch wunderbar Tagsüber erkunden. Ein Spaziergang durch die Innenstadt und das ehemalig Ghetto (wer doch lieber Nachts unterwegs ist findet hier viele Kneipen) oder ein Besuch der Burg, Castello di San Gusto.

Besonders empfehlen können wir aber auf jeden fall das Café Sa Marco in der Via Cesare Battisti 18. Ein Großes Jugendstil angehauchtes Kaffee und Buchladen das eher an Wien als an Italien erinnert. Sowie das Museo Revoltella Galleria d’arte modernaDas Städtisches Museum Revoltella – Galerie für Moderne Kunst, einen ausführlichen Bericht über unseren besuch dort und Fotos findet ihr hier

Nach zwei Tagen Stadt erkunden ging es weiter mit einen kurzen Abstecher nach Slowenien, in die größte Tropfsteinhöhle Europas. Die Postojnska Jama (Postojna Höhle) ist in der nähe der Stadt Postojna. Nachdem man den sehr touristisch aufgezogenen Platz vor der Höhle mit allerei Essens- und Souvenirständen hinter sich gelassen hat, fährt man mit einer kleinen Bahn 2 km in die Höhle hinein und das ist echt sehenswert. Mit gefühlten 15kmh saust man durch engste Felsröhren hinein in riesige Hallen. Danach gibt es noch einen 1km Fußmarsch durch einen teil der erschlossenen Höhle vorbei an unzähligen beleuchteten Tropfsteingebilden in verschiedenen Farben. Der Weg ist Stufenlos und so ausgebaut, dass man ihn sowohl mit Kinderwägen als auch Rollstühlen befahren kann. Bevor es mit dem Zug wieder hinaus geht gibt es natürlich noch den obligatorischen Souveniershop 😉 aber wir waren schwer beeindruckt!

Für uns ging die Reise dann gleich noch weiter Richtung Norden nach Cornino ins Ai Glicini, einem Hotel/Gasthaus, das von einem süßen älteren Ehepaar betrieben wird. Man sollte dort umbedingt Forelle essen, da diese gleich von nebenan aus dem Forellenteich kommen. Am nächsten Tag sind wir durch das angrenzenden Naturreservat spaziert. Dort gibt es ein kleines Besucherzentrum neben Infotafeln und drei Gehegen mit Eulen und Schlangen kann man von dort aus eine Kolonie Gänsegeier beobachten die sonst vor allem in Spanien und den französischen Alpen vorkommen. Wer Glück hat kann die Tiere vom Besucherzentrum aus mit einem Fernglas beim fressen beobachten oder wie sie elegant in ihrer Kolonie fliegen und sich dabei immer höher schrauben. Besonders schön ist auch der Lago di Cornino mit seinem klar türkisem Wasser. Wenn man um den See herumspaziert ist, ist es auch nur noch ein Katzensprung zum Tagliamento einem der letzten Naturbelassen Alpenflüsse. Sein Breites Flussbett ist nur im Frühjahr gefüllt und bietet im Sommer viele kleine Flussarme und Gumpen die zum schwimmen einladen, sehr erfrischend!

Nicht weit weg von Cornino liegt der Ort Venzone der ebenfalls einen Besuch wert ist. Bei dem Erdbeben von 1976 wurde der Ort vollständig zerstört, aber anstatt sie mit modernen Gebäuden zu ersetzten wurden die Häuser aus den Trümmern wieder errichtet und erneuerungen nur dort vorgenommen wo die ursprünglichen Häuser nichtmehr rekonstruierbar waren. Heute ist der Ort gezeichnet von kleinen Läden und Restaurants, gut Essen kann man zum Beispiel im Al Municipio.

Nach diesem entpannten Tag gehts am nächsten wieder zur Sache. Wir fahren nach Moggio Di Sopra von wo aus wir zu einer kleinen Wanderung aufbrechen. Gestartet wird am Klosterparkplatz und dann geht es vom oberen Teil des Ortes in den Wald, den Berg hinauf auf einen Rundweg über die drei Dörfer Moggessa di Quà, Moggessa di Là und Stavoli durch wunder schöne Täler und Gipfel. Die Orte wurden ebenfalls wärend des Erdbeebens 1976 zerstört und sind seit dem verlassen… zumindest fast. Die Tour dauert ca. 6 1/2 Stunden dabei geht es immer wieder Bergauf und ab dafür läuft man aber oft im schatten des Waldes, was vor der Hitze schützt. Wenn man am ersten Dorf ankommt sieht man zunächst nur verfallene Steinruinen. Moggessa di Quà ist nur zu Fuß oder mit Lasstieren zu erreichen und war lange Zeit verlassen. Doch inzwischen werden Häuser wieder aufgebaut und in den kleinen Gärten wächst eifrig Gemüse trotzdem begegnet man keiner Menschenseele.  Der Weg zwischen den Orten ist sehr abwechslungsreich, von mediterranem Flair bis zum Laubwald und die Bäche und Flüsse haben tolle Farben.

 In den nächsten beiden Orten gibt es schon mehr Leben, aber auch hier ist der Kontrast zwischen alten verfallen und liebevoll renovierten Häusern zu sehen. Im Schatten der engen Häusergässchen machen wir an einem der Zahlreichen Brunnen Rast. Auch besonders schön zum Rasten ist der Fluss zwischen Quà, Moggessa di Là und Stavoli, zu dieser Jahreszeit führt er nur wenig Wasser und ist genau der richtige Ort für eine Badepause. Wie viel gewallt die Flüsse dort haben können sehen wir, dann aber beim Abstieg. Die Brücke die über den Torrente Glagno führt war zur hälfte verschwunden.  Beim Abendessen in Moggio Udinese haben wir erfahren, dass ein Unwetter zwei Wochen zuvor dafür verantwortlich war.

Gegessen und geschlafen haben wir im Albergo Leon Bianco, ein sehr nettes Hotel/Pension und wer dort isst sollte umbedingt die Cjalcons probieren.

Nachdem wir noch einen ruhigen Tag am Torrente Glagno verbracht haben ging es auch schon wieder zurück ins kalte München, aber eine Woche Sonne tanken hat sich definitiv gelohnt. Wer mehr über das Friaul und seine Wanderruhten Wissen möchte sollte sich das Buch Die letzten Täler: Wandern und Einkehren in Friaul von Gerhard Pilgram besorgen. Darin findet sich auch eine ausführliche und gute Beschreibung der drei Dörferwanderung.